Zum Inhalt springen
05.03.2009

Man muss am Ball bleiben - Der Katholische Frauenbund lud zum Handyseminar für Einsteiger

Rund ein Dutzend Frauen hat im Nebenzimmer einer Denkendorfer Gastwirtschaft Platz genommen. Auffällig: Jede hat ein Mobiltelefon vor sich liegen. Um dieses heute fast allgegenwärtige kleine Gerät und seine Nutzungsmöglichkeiten besser kennenzulernen, sind sie zum „Handy-Anfängerkurs“ gekommen, den der Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt zum dritten Mal anbietet. Bereits im vergangenen Jahr fanden Seminare in Velburg und in Roßtal statt.

Bei der Planung des KDFB-Jahresprogramms habe die Arbeitsgruppe „Medien“ des Vorstands  diesen Vorschlag gemacht, erläutert KDFB-Diözesansekretärin Melanie Reinbold. „Gerade in unserer Zielgruppe gibt’s dafür großen Bedarf“. Dass es gerade unter den
50- oder 60-Jährigen viele gebe, die sagen: „Jetzt will ich’s nochmal wissen!“, das zeige auch die Nachfrage nach Computerkursen für Anfänger – „dass man einfach ‘mal die Schwellenangst abbaut“.

Die beiden Referenten beim Handy-Seminar in Denkendorf, Jochen Wölfel und Christian Bellaj schulen bereits seit sechs Jahren Senioren in moderner Kommunikationstechnik, meist am Bildungszentrum der Volkshochschule Nürnberg. „Meine älteste Teilnehmerin war 85 – und sehr aufgeschlossen!“, erzählt Bellaj.

Die Damen, die zum KDFB-Kurs gekommen sind, wollen auf ihren Handys weder die neuesten Musik-Charts abspeichern noch damit Fotos schießen. Sie möchten ganz einfach nur im Fall des Falles telefonieren oder eine SMS versenden können. „Ah, da haben wir ein interessantes Gerät, ein typisches modernes Seniorenhandy“, stellt Wölfel beim Sichten der mitgebrachten Geräte fest. „Ich hab’s von den Kindern geschenkt gekriegt“, gibt die Besitzerin, eine Mittsechzigerin, Auskunft: „Aber ich hab’s noch gar nicht ausprobiert“. „Einige Teilnehmerinnen haben auch die gebrauchten Handys von Söhnen oder Töchtern, die sich neuere Geräte zugelegt haben, übernommen. Aber die dazugehörigen Erklärungen, wie das alles funktioniert, die sind ihnen ein wenig zu schnell gegangen: „Die drücken schnell ein paar Tasten – und beim nächsten Mal weiß man’s wieder nicht!“. Eine 61-jährige Teilnehmerin zitiert lachend ihren Enkel: „Die Oma checkt’s nicht!“ Ihr Handy hat sich die Landwirtin, die aus Pförring im Nachbarbistum zum Seminar nach Denkendorf gekommen ist, selbst gekauft, weil sie oft im Wald arbeitet und notfalls Hilfe rufen möchte. „Und ich bin oft mit dem Rad unterwegs, darum haben mir die Kinder ein Handy geschenkt“, erzählt eine Denkendorferin. Obwohl sie mit fast 70 die Älteste in der Runde ist, hat sie keine Berührungsängste vor moderner Kommunikationstechnik: „Ich war früher bei einer Bank beschäftigt und hab’ schon mit dem Computer gearbeitet“. Auch Internetanschluss gibt es in ihrem Haushalt, wobei ihr Mann der eifrigere Nutzer ist. „Der schaut nach Angeboten, kauft bei E-Bay und spielt am Bildschirm Schach und Schafkopf“.

Durch das „world wide web“ zu surfen und aktuelle Nachrichten aus aller Welt zu lesen, das findet auch eine 62-jährige Teilnehmerin spannend. „Zu Weihnachten haben mir die Kinder einen Laptop geschenkt“, erzählt die Witwe, die früher ein Lebensmittelgeschäft hatte und die Warenbestellung damals schon per EDV abwickelte.

Eine Dame mit modischer Brille und schickem Kostüm „outet“ sich bei der Vorstellungsrunde als „ganz altmodisch“, was das Telefonieren betreffe: „Das Handy brauch’ ich nur im Notfall, weil ich viel allein unterwegs bin. Aber ich möchte halt wissen, wie’s funktioniert“. Die 62-jährige Mutter von vier Kindern betrachtet den Siegeszug des Handys kritisch: „Muss man denn wirklich ständig und überall erreichbar sein? Ich bin jemand, der das gar nicht will!“. Schlimm fand es die pensionierte Lehrerin auch, wenn sie Schüler beobachtete, die nebeneinander saßen und sich doch keines Blickes würdigten, weil jeder sein Handy am Ohr hatte. Das Internet hingegen nutzt die 62-Jährige regelmäßig. „Man muss am Ball bleiben“, meint sie, „und zumindest die großen technischen Sprünge mitmachen. Denn zu schnell sei der Zug abgefahren und man verliere den Anschluss. Freilich täte sich ihre Generation damit schwerer als die jungen Leute, „denn wir sind damit nicht großgeworden“. Und wenn man das Gelernte nicht regelmäßig anwende, „dann ist’s wieder weg“.

Zum Grundlegenden, was man über sein Handy wissen müsse, gehöre: „Welches Netz habe ich?“, erläutern die beiden Referenten. Im Notfall macht diese Auskunft die Ortung möglich, wenn man Hilfe braucht, aber nicht weiß, wo man sich gerade befindet.
Gerade ältere Menschen sollten beim Kauf eines Handys darauf achten, „dass sie gut an die Tasten kommen“, empfehlen die Referenten. Denn je moderner das Gerät, desto größer das Sichtfenster („Display“) und umso zierlicher die Tasten. Wer regelmäßig SMS schreiben möchte, sollte darauf achten, dass auch die Buchstaben auf den Tasten gut lesbar sind. Und ein weiterer Tipp lautet: „Kaufen Sie sich keine ‘Exoten-Marken’, denn die sind in der Bedienung viel zu kompliziert“. Ratsam sei es, den Akku des Handys einmal im Monat für ein paar Stunden ans Netz zu hängen, damit das Mobiltelefon im Notfall betriebsbereit ist. Denn „der Akku entlädt sich auch, wenn das Gerät ausgeschaltet ist“. Weiterhin raten die Experten, ein „Notfallhandy“ im Winter nicht dauerhaft im Handschuhfach des Autos zu deponieren, „nehmen sie es lieber mit in die Wohnung“. Viele Infos rund um die Handy-Nutzung kommen noch zur Sprache im weiteren Verlauf des Vormittags: Wie „navigiert“ man sich durch das „Menü“? Wo kann man SIM-Karten kaufen? Wie hört man die Mailbox ab? Das alles klingt für viele Ohren noch etwas ungewohnt – aber der erste Schritt ist getan.
Gabi Gess, Kirchenzeitung