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28.09.2009

„Kinderarmut in Deutschland“ - Eine Podiumsdiskussion vom KDFB mit dem Diözesanrat Eichstätt

SCHWABACH (ukb) – Dass die Aussage „Kindern steht die Zukunft offen“ oftmals nur unter sehr günstigen Umständen und sozialen Verhältnissen zutrifft, bestätigte sich in der Podiumsdiskussion mit politischen, sozialen und kirchlichen Vertreterinnen und Vertretern aus Schwabach und Eichstätt unter dem Thema „Kinderarmut in Deutschland“. Eingeladen hatte dazu der Katholische Deutsche Frauenbund ( KDFB) in Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat,  Referat Ehe und Familie, in die „Arche“, dem Gemeindezentrum von St. Sebald in Schwabach .

Vor einem beachtlichen – überwiegend weiblichen – Besucherkreis diskutierte Richard Ulrich, Moderator des Abends und Geschäftsführer des Diözesanrats Eichstätt, zunächst mit Harald Hübner,  dem städtischen Jugendamtsleiter und Doris Reinecke, dessen Stellvertreterin.

Der Jugendamtsleiter interpretierte Armut als eine finanziell-soziale Eingrenzung, von der die Kinder betroffen seien. „Armut grenzt das tägliche Leben ein“, wenn das Kind seine Freunde nicht zum Geburtstag einladen, nicht mit ihnen ins Schwimmbad gehen könne, dann bliebe es allein. Doris Reinecke verwies auf, dass es um so wichtiger sei, hier Angebote bereit zu stellen wie den Aktiv-Spielplatz, bei dem keine sozialen Unterschiede gemacht würden. Hier werde gemeinsam gekocht, gemeinsam gespielt und gemeinsam verschiedene Bautechniken erlernt.

Die frisch pensionierte Rektorin Helga Einsiedler bedauerte dazu: „Arme Kinder wissen so wenig von der Welt“. Dieser finanzielle Rückstand wirke sich auch auf die Bildungssituation aus. Auch wenn die Schule alles für eine entsprechende Förderung anbiete. Letztlich sei eben Bildung der einzige Weg aus der Armut herauszukommen.  Doch leider werde gerade in sozialschwachen Familien die Lernkultur nicht so hoch eingeschätzt. Von daher seien Ganztagsbetreuungen mit sozialpädagogischer Hilfestellung notwendig und die bereits eingeführten Mittagsbetreuungen ein Segen. Denn eines sei spürbar, die Verhaltensauffälligkeiten steigen. Die Pädagogin sah die Ursache dafür, dass Kinder eben durch familiären Stress einfach überfordert seien. Petra Novotny, Stadträtin und Mitglied im Jugendhilfe-Ausschuss, meinte, dass etliche Projekte und Einrichtungen bishin zur Anstellung einer Sozialpädagogin zwar von der Stadt für die Jugend finanziert werde, aber dies den Ansprüchen und Notwendigkeiten noch längst nicht gerecht werde, weil der finanzielle Rahmen begrenzt sei. Nicht vergessen dürfe man, dass drei Millionen Euro jährlich für Jugendhilfe wie Heimunterbringungen ausgegeben werden. Sie weisen  auf die eigentliche Kernproblematik hin. Aufgrund ihrer langjährigen Praxis als Erzieherin erlebe sie oft die Unfähigkeit der Eltern bei der Bewältigung des Alltag. Elternhilfe sei daher für sie sehr absolut notwendig. Dies unterstrich Schuldnerberater Ulrich Kuhlmann von der Arbeiterwohlfahrt. Sein Klientel kommt aus allen Schichten. Jedoch sind davon ein Viertel getrennt lebend. In allen Fällen aber treffe es die Kinder am meisten. „Sie sind das schwächste Glied in der Familienkette!“ Ein hilfreiches Instrument sei hierzu das neu eingeführte sechsjährige Insolvenzverfahren. Dr. Thomas Steinforth vom Caritas-Verband München-Freising erläuterte, dass vielfach Kinderarmut einhergehe mit Frauenarmut.. Er sehe in der Armut einen Mangel an guten und wichtigen Grundbedürfnissen und an der fehlenden Möglichkeit, die eigenen Chancen zu verwirklichen. „Armut führt vor allem aber dazu, dass der Einzelne nicht ausreichend Achtung erfährt, dass er geschätzt und gebraucht wird.“ Gerade die zu geringe Wertschätzung bilde oft Ursache für Verhaltensauffälligkeiten. Am Ende der Diskussion freute sich Franziska Braun-Wiedmann vom KDFB über die zahlreichen Ideen, die es in Schwabach für Kinder und Familien gibt wie die Kinderwerkstatt an der Grundschule mit ehrenamtlichen „Opas und Omas“ , mit der Möglichkeit zum kostenlosen Vereinsbeitritt über den Stadtverband Sport und dem im nächsten Jahr eingeführten Schwabach-Pass, der nicht allein den Eintrittspreis ins Schwimmbad verbilligt.